Buchbesprechung: Konklave von Robert Harris - Das Buch zum Film
Papstwahl und Intrigen im Vatikan - Ein Thriller
Richtigerweise müsste es heißen: Der Film zum Buch. Konklave von Robert Harris wurde 2016 veröffentlicht und war ein großer Erfolg. So wie alle Bücher von Robert Harris.
Das Buch beginnt mit dem Tod des Papstes, der unter mysteriösen Umständen verstorben ist. Die Kardinale ziehen sich in das Konklave in der Sixtinischen Kapelle zurück, dass von Kardinal Lomeli geleitet wird.
Irdische Begehrlichkeiten konkurrieren im Konklave mit dem heiligen Auftrag der Papstwahl. Natürlich sind Kardinale nur Menschen, dementsprechend wurde der Plot von Harris rund um die Interessen und Intrigen im Vatikan gesponnen. Die Identifikationsfigur im Roman, Kardinal Lomeli, durchlebt zudem eine Glaubenskrise.
Wer Robert Harris kennt, weiß dass man im Laufe der Geschichte mit einigen Überraschungen zu rechnen hat. Ein Qualitätsmerkmal der Romane von Harris ist die sehr genaue Recherche. Die Papstwahl und die Begleitumstände sind nicht öffentlich, vieles ist mysteriös. Harris hat nach eigener Aussage mit einem Kardinal gesprochen, der ihm einige Innenansichten der Papstwahl und der Vorgänge schilderte.
Ich erinnere mich sehr gut an die “Cicero Trilogie” von Harris, welche im antiken Rom zu Zeiten von Julius Cäsar und Augustus spielt. Die drei Bände sind trotz ihrer Spannung voll mit Fakten und Beschreibungen des römischen Reichs.
Konklave lebt von den Geheimnissen und den Mysterien der Katholischen Kirche und der Papstwahl. Man lernt einiges über die Kirchengeschichte, bisherige Päpste und die Struktur der Kirche.
Textpassage aus Konklave:
“Mir ist aufgefallen, Dekan, dass sie heute Morgen fast eine Stunde lang Michelangelos Deckenfresco begutachtet haben.”
“Richtig. Was für ein grausames Kunstwerk, wenn man mal die Zeit hat, es genauer zu betrachten. Eine Katastrophe nach der anderen, die über uns kommt. Hinrichtungen, Morde, die Sintflut. Dazu ein Detail, das mir zuvor nie aufgefallen ist: Der Gesichtsausdruck Gottes, während er das Licht von der Finsternis trennt. Mörderisch!”
Zurück zu “Konklave”. Wie auch die Bücher von Dan Brown (Sakrileg, Illuminati) spielen die Geheimnisse rund um den Vatikan und die Machenschaften eine große Rolle. Wer Dan Brown mag, wird auch den Band von Robert Harris genießen. Meiner subjektiven Meinung nach kann Robert Harris besser schreiben als Dan Brown.
Robert Harris Autoreninfo
Geboren 1957 in Nottingham, England
Studium der englischen Literatur in Cambridge
Tätigkeiten als Schriftsteller, Journalist, Kolumnist
Bücher (Auszug): Pompeji, Intrige, Königsmörder, Ghost, Imperium, Dictator, Titan
Preise: British Press Award, International Thriller Award, Cesar (Drehbücher für Ghostwriter und An Officer and a Spy)
Der Film zum Buch, gedreht von Edward Berger (Drehbuchautor und Regisseur von “Im Westen nichts Neues” veröffentlicht 2022), kommt am 21. November 2024 in die Kinos. Mit dabei sind Schauspieler wie Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow und Isabella Rosselini. Das klingt vielversprechend.
Soll man erst das Buch lesen und dann den Film sehen, oder umgekehrt den Film genießen und dann lesen? Das spielt keine Rolle, insofern man beachtet, das Film und Literatur unterschiedliche Kunstformen mit eigenen Mechanismen und Ausdrucksweisen sind. Ein Film muss nicht sklavisch einem zugrundeliegenden Buch folgen. Ebenso wenig muss ein Film den Bildern im Kopf folgen, welche sich die Leser bei der Lektüre assoziiert haben. Man kann und sollte beides unabhängig voneinander genießen.
Das Buch ist für alle diejenigen geeignet, die spannende Thriller auf hohem schriftstellerischen Niveau mögen und von den Geheimnissen der katholischen Kirche, ihrer Geschichte, dem Vatikan und der Papstwahl fasziniert sind. Dabei lernt man einiges über die Machtstrukturen im Vatikan.
Am Ende der Geschichte erging es mir wie fast immer, wenn ich ein Buch von Robert Harris gelesen habe. Ich bedauerte, dass es schon zu Ende war.
Also von mir gibt es weißen Rauch und eine klare Leseempfehlung!
Lesende Grüße
Reiner
Danke für die Besprechung. Hatte mir vor einem Pompeji-Besuch vor Jahren mal sein gleichnamiges Buch gekauft und war irgendwie nicht durchgekommen. Es war mir dann doch zu Krimi-mäßig angelegt, und ich mag das Genre einfach nicht. Auf die Cicero-Trilogie schiele ich aber schon seit Jahren!