Buchbesprechung Stephen King - Kein zurück
Ein neuer Roman mit der Privatermittlerin Holly Gibney
Klappentext:
Die Polizei zieht Privatermittlerin Holly Gibney zurate. Ein anonymes Schreiben hat eine Mordserie angekündigt. Das erste Opfer ist eine unbescholtene Frau, in der Hand hält sie einen Zettel. Der Name darauf verweist auf eine Geschworene, die an der Verurteilung eines Unschuldigen beteiligt war, der im Gefängnis erstochen wurde. Der verrückte Täter tötet als „Sühneakt“ wahllos Ersatzopfer anstelle der Geschworenen? „Die Schuldigen am Tod des Unschuldigen sollen leiden“, hieß es. Das Morden geht weiter. Während Holly fiebrig das Puzzle zusammensetzt, hat sie auch alle Hände voll damit zu tun, Anschläge auf eine Feministin abzuwehren, der sie als Personenschützerin dient. Wie zielgerichtet strebt alles auf eine einzige große Katastrophe zu.
Heyne Verlag, 640 Seiten, Erschienen am 11. Juni 2025
Stephen King verarbeitet in “Kein zurück” gleich mehrere Motive: Frauenhass, christlicher Fundamentalismus, Alkoholismus und Schuld. Das Ganze komponiert er zu einem spannenden und gut konstruierten Plot, wenn auch nicht ganz frei von Klischees. Der ideale Sommerkrimi!
Der Roman konfrontiert uns mit höchst unterschiedlichen Frauenbildern. Da wäre Kate McKay, eine feministische Aktivistin, die mit ihren Vorträgen den Hass der rechten und christlichen Amerikaner auf sich zieht und bedroht wird. King stellt sie als überwiegend harte und von ihrer Mission getriebene Frau dar. Den Gegenentwurf zu ihr bildet ihre Assistentin, die zwar mit den Zielen ihrer Chefin übereinstimmt, aber über ein sanftes und nachgiebiges Naturell verfügt.
Als weitere Nebenfiguren kommen noch die schwarze Soulsängerin Betty, die Polizistin Isabell Jaynes und Holly Gibneys gute Freundin Barbara und deren Bruder. King hat sich in dieser Geschichte auf die Frauenfiguren konzentriert. Männer kommen ebenfalls vor, bis auf die beiden Killer, die ihr Unwesen treiben, sind sie allerdings nicht sehr prägend für die Handlung.
Holly Gibney, die Inhaberin der Detektei “Finders Keepers”, spielt hier zum zweiten Mal die Hauptperson in einem Stephen-King-Krimi. Er beschreibt sie als eine Person mit leichten Zwangsstörungen und einem Minderwertigkeitskomplex. Allerdings auch als scharfsinnig und empathisch.
Autoreninfo: Stephen King
Geboren 1947 in Portland, Maine, USA
1966 - 1970 Englisch-Studium an der University of Maine
1973 Erster Erfolg mit dem Buch “Carrie”
1977 Erfolg mit dem Buch “The Shining”
Veröffentlichungen: über 60 Romane und 100 Kurzgeschichten
Auszeichnungen: Unzählige!
Die aktuellen Zustände in der amerikanischen Gesellschaft, verursacht durch die Trump-Politik, blitzen im Roman immer wieder auf. King lässt Kate McKay sagen:
"Das hier ist nicht mehr das Land, in dem ich aufgewachsen bin, ich komme mir allmählich wie in einem Gruselkabinett vor"
Hier wird dem Leser klar, dass Stephen King auf der Seite des liberalen und demokratischen Amerikas steht. Einen Teil der Szenarien im Buch, wie z. B. die Treffen der anonymen Alkoholiker, kann er vermutlich aus eigener Erfahrung schildern. King ist selbst trockener Alkoholiker und hat Drogen konsumiert. Nach dem Aufenthalt in einer Entzugsklinik hat er am Treffen der Anonymen Alkoholiker teilgenommen und engagiert sich bis heute für diese Gemeinschaft.
Im Roman hat Holly es mit zwei Mördern zu tun. Während sie von Kate McKay als Bodyguard beauftragt wird, um sie vor einem christlichen Fanatiker zu schützen, hilft sie ihrer Freundin, der Polizistin Isabell Jaynes, bei der Lösung einer Mordserie.
Die Geschichte ist klug konstruiert und die Handlung nimmt bis zum großen Finale kontinuierlich Fahrt auf. Es handelt sich um einen klassischen und soliden Krimi, bestehend aus zwei parallelen Handlungssträngen, die am Ende fulminant zusammentreffen.
Was ihn von anderen Werken abhebt, ist die erzählerische Kunst Stephen Kings. Er verschafft selbst Nebenfiguren eine plausible Biografie und nachvollziehbare Handlungen.
King sagt in seinem Nachwort, dass er den Plot mehrmals nachjustiert und umgeschrieben hat, bis er einigermaßen zufrieden war. Es ist kein überragender Kriminalroman, aber doch so gut, dass ich ihn bedenkenlos empfehlen kann. Wer auf Krimis steht, macht mit “Kein Zurück” keinen Fehler.
Wie habt ihr das Buch gelesen?
Lesende Grüße
Reiner